Kein Zweifel – gerade in letzter Zeit hat der Islam immer mehr das Interesse der breiten Öffentlichkeit auf sich gezogen:
- Wirtschaftliche Verflechtungen mit islamischen Ländern eröffnen einen Blick in eine fremdartige, vom Islam geprägte Welt.
- Der Islam ist ein entscheidender Faktor bei gravierenden politischen Ereignissen in einer enger gewordenen Welt.
- Der Islam ist der Schlüssel zum Verständnis der Lebensgewohnheiten der in der Bundesrepublik lebenden Muslime. Diese Lebensgewohnheiten wecken Fragen und drängen zur Auseinandersetzung mit dieser so anderen Kultur.
Das vermehrte Interesse für den Islam beruht jedoch nicht nur auf dem Wunsch, Handlungsweisen besser zu verstehen. Es hat auch andere Ursachen: Die zunehmende Orientierungslosigkeit in einer Gesellschaft, die immer weniger bereit ist, überkommene Normen und Wertvorstellungen als gegeben zu akzeptieren und sich zunehmend an Konsum und materiellen Werten ausrichtet, veranlasst immer mehr, vor allem junge Menschen, nach neuen ideellen Richtlinien zu suchen.
Diesem wachsenden Interesse entspricht ein steigendes Angebot an Information über den Islam: Die Medien berichten in Schrift, Bild und Ton über die religiösen Motive und Hintergründe politischer Tagesereignisse. Autoren und Journalisten schreiben über Sitten und Gebräuche der islamischen Welt und analysieren die Ursachen der sogenannten “Islamischen Renaissance”. Orientalisten setzen sich unermüdlich mit dem Islam auseinander, und nicht zuletzt bemühen sich die Kirchen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Islam und Christentum aufzuzeigen und Hilfestellungen bei der Auseinandersetzung mit der größten Religionsgemeinschaft der Erde zu geben.
Das geistige Produkt all dieser Bemühungen ist jedoch leider nicht zufriedenstellend: Die von Nicht-Muslimen verfassten Artikel, Abhandlungen, Bücher usw. enthalten oft gravierende Fehler, die nicht selten beim Leser völlig falsche Vorstellungen erwecken und häufig zu einem gänzlich verzerrten Bild des Islam führen, das das tatsächliche Wesen dieser Religion nicht einmal erahnen lässt – ganz zu schweigen von jener tendenziösen Berichterstattung, die, im Falle dass islamisches Gedankengut an Einfluss gewänne, in mittelalterlicher Kreuzzugsmentalität düstere Visionen vom Untergang des Abendlandes heraufbeschwört.
Es ist offensichtlich, dass die Pflege von Klischees und Vorurteilen, die der Zeit des Kolonialismus und der seinen Zielen entsprechenden Art der Auseinandersetzung mit dem Islam entstammen, kaum dazu geeignet sein kann, einen Zugang zum Islam zu ermöglichen, der dem Wesen einer Religion angemessen ist – jener Religion, die ihre Anhänger über ein Dreivierteljahrtausend zum führenden Kulturvolk der Welt werden ließ, die zu einer Kulturblüte führte, die auch das Abendland vielfältig und nachhaltig beeinflusste, und die zu Errungenschaften im Bereich der Wissenschaft beflügelte, ohne die die spätere technisch-wissenschaftliche Entwicklung der westlichen Welt undenkbar wäre.
Es ist genauso offensichtlich, dass die Aufklärungsarbeit über den Islam, seine Kultur und Geschichte, so wie sie tatsächlich sind, nur von den Muslimen selbst geleistet werden kann, und zwar insbesondere von jenen Muslimen, die nicht nur ihre Religion und die islamische Welt kennen, sondern auch mit der Denkweise, den Gegebenheiten und den Problemen der westlichen Welt ausreichend vertraut sind, um Nicht-Muslimen eine fremde Gedankenwelt nahebringen zu können. Dabei muss es in erster Linie darum gehen, die Religion des Islam selbst darzulegen.
Dies hat sich die Islamische Bibliothek zur Aufgabe gemacht.